Einmal alles - Trek Domane SLR 7

2020 ist nicht nur das Corona-Jahr sondern auch das Jahr des Fahrrads. Nachdem mich 2012 das Rennrad-Fieber gepackt hat habe ich mich trotz höchster Zufriedenheit mit meinem Wilier Triestina 105 informell etwas umgesehen :) Hier erfahrt ihr was daraus geworden ist...

Ich wurde bei einem Trek Domane SLR 7 in der Farbvariante Prismatic Pearl schwach. Alles was daran bisher gut/schlecht ist habe ich hier zusammen gefasst.


Bereifung

Mit den vormontierten Bontrager R3 bekleckert sich das Rad nicht unbedingt mit Ruhm. Nach 200 Kilometern war der erste Mantel (vermutlich aber auch nur durch Pech) bereits durchgestochen. Und da es beim Händler das Modell nicht auf Lager gab habe ich mir wieder Continental Grand Prix 5000 (die er auch nicht hatte) besorgt. Dieser rollt nicht nur seit nun 1500 Kilometern viel leichter, sondern auch ohne Panne.


Beim Wechseln des defekten Schlauchs ist mir aufgefallen, dass dieser in starken Falten gelegt war. Der Schlauch war zwar nicht der Grund für die Panne aber mir wäre es peinlich wenn ich einem Freund den Schlauch so montieren würde. Mir wurde versichert, dass das "normal" sei und durch den Luftfrachtversand passieren kann...

Laufräder

Mit den Laufrädern bin ich sehr zufrieden. Optik und wohl auch Performance sind top.


Steckachsen sind bei dem Preis inkludiert. Leider hat an dieser Stelle Trek nicht konsequent weiter gedacht. Eine Version ohne Hebel wäre hier in Kombination mit dem Multitool im Werkzeugfach die Krönung der Integration.


Ultegra DI2

Anfänglich weigerte sie sich auf den kleinsten Gang zu schalten aber das hatte Simon vom Bikeshop wie versprochen innerhalb von Sekunden behoben.

Wenn man sich ein paar Videos zu den Schaltmodi angesehen hat, beginnt eine interessante Zeit des Ausprobierens. Ich fahre jetzt im Modus "synchrone shifting" und finde es klasse. Es lässt sich sogar jede der 6 vorhandenen Tasten frei belegen.


"Leider" gibt es mit dem Bluetooth Modul, das trotz des Preises nicht inkludiert ist noch weitere Upgrademöglichkeiten. Damit kann man dann sogar den Fahrradcomputer vom Lenker aus bedienen und Verbindung zum Smartphone herstellen. Damit ließen sich dann auch Updates einspielen aber das ist meiner Erfahrung nach über Bluetooth absolut zu unterlassen.

Der Kettenniet machte anfangs sehr beunruhigende Geräusche. Etwas Bearbeitung mit dem Kettennieter konnte das Geräusch zuerst minimieren und final hat mir Simon das Geräusch dann mit einer weiteren Feinjustage der DI2.


Anfangs war ich wegen der doch sehr kleinen Übersetzung 50/34 - 11/34 sehr skeptisch aber Simon hat recht behalten und bei Steigungen jenseits der 10% lernt man sie lieben.
 

Scheibenbremsen

Ich bin immer noch der Meinung, dass Scheiben am Rennrad mehr Hype als Vernunft sind. Natürlich sind sie bei Bergabfahrten mit 90km/h richtig geil um vor Kurven kurz anzulupfen.


Schlussendlich sind sie zwar technische Finesse und sehr angenehm zu fahren aber auch mit einem stark erhöhten Wartungsaufwand verbunden. Denn ist das Ding mal verbogen und das geht schneller als man glaubt kann man nicht mehr viel retten. Zusätzlich kommen die vom Mountainbike gut bekannten Schleifgeräusche und Wechselintervalle die bei weitem nicht an Backenbremsen heran kommen.

Kofferraum

Mit dem integrierten Stauraum hat mich Trek in den Shop gelockt. Als ich gesehen habe, dass wirklich alles an Werkzeug, die Luftkartusche, der Ersatzschlauch und noch mehr darin Platz finden wusste ich welches Bike es wohl werden wird.


Eine SKS Airchamp passt hier nicht. Man muss zu den kleineren Varianten mit Schraubgewinde greifen.


Vollfederung

Das Trek Domane zeichnet sich zusätzlich dadurch aus, dass es an Steuerkopf und Sitzstrebe spezielle Dämpfungselemente besitzt. Diese sollen ohne Leistungsverlust zusätzlichen Fahrkomfort bieten. Generell kann ich mangels Expertise wenig dazu sagen aber von meinen Testfahrten weiß ich, dass mir bereits die größeren Reifen viel Komfort einbringen. Andere Endurance-Bikes kommen hier also aus meiner Sicht mindestens genau so gut weg aber im Paket nehme ich den zusätzliche Komfort gerne mit.


Features

All diese Features mögen zwar richtig lässig sein. Sie kommen aber jedes einzeln mit einem kleinen Gewichtsrucksack. Schlussendlich hat dieser Renner einen rund drei Mal so hohen Neupreis wie mein alter, ist aber dennoch um ein Kilo schwerer. Je nachdem, was man alles mit wiegt kommt man hier auf rund 8,5 Kilogramm und dabei stellt es jedem Enthusiasten die Haare auf. Ich habe mich trotzdem für das Domane entschiede, weil meistens bin ich der leichteste in der Gruppe und ein bisschen Technik verliebt obendrein.

Rücklicht

Nicht nur der Kofferraum ist eine Alleinstellungsmerkmal des Domane, sondern auch die Integration des optionalen Rücklichts. Dieses wird mit einem speziellen Halter einfach direkt an die Sattelstütze angeklickt und verschmilzt damit fast komplett mit dem Fahrrad. Die Flare RT Version des Rücklichts bietet bei Bontrager darüber hinaus sogar zusätzlich die Möglichkeit das Licht mit seinem Fahrradcomputer zu steuern.



Vorbau

Ein weiteres Highlight ist, die Vorbaulösung bei Trek. Der Vorbau bietet hier eine GoPro-Aufnahme mit der man so allerhand Zubehör sauber geordnet anbringen kann.



Lack

Klar der Lack ist einfach nur bling und insgeheim der Hauptgrund warum ich mir dieses Schmuckstück dann auch wirklich zugelegt habe. Er ist aber auch die einzige Downside bisher. Leider weist er schon nach kurzer Zeit ein Lackabplatzer im Bereich der vorderen Steckachse auf. Für diese Reparatur muss nun die Gabel abgebaut und eingesandt werden. Logistisch zusammen mit der Schließung meines Radshops während der Lockdowns gerade sehr suboptimal zu lösen.


Da das Domane mit Reifenbreiten bis zu 40mm auch für Gravel Einsatz geeignet sein soll habe ich Vorsichtshalber eine Folie am Unterrohr angebracht.

Bikefitting

Ich habe zu meinem neuen Renner auch ein Bikefitting dazu genommen. Ungeachtet des Kaufpreises finde ich mittlerweile, dass es sich bei jedem Fahrradkauf lohnt hier auf die Sitzposition zu achten. Änderungen im Zentimeterbereich wirken hier schon kleine Wunder und beugen Schmerzen vor. An meinem Rad musste nicht mehr viel justiert werden aber wir haben viel über meine Haltungsfehler am Rad gesprochen und wie ich diese bewusst in Zukunft korrigieren kann.


Radshop Fritz

Ich wurde hier überaus freundlich und professionell behandelt. Daher bin ich froh hier zugeschlagen zu haben. Von mir bekommen sie eine klare Empfehlung und auch Freunde würde ich hier her schicken.

Ein paar Punkte auf die man als Kunde achten sollte gibt es dennoch, die ich gerne aufzählen würde:
  • Ausstattungsvariante kontrollieren: Bei mir fehlten am Bike die auf Willhaben angeführten Aeolus XXX 6 TLR (Kostenpunkt 1 k€) und nein, die habe ich auch nicht mehr bekommen.
  • Einstellung testen: Bei mir schepperte die Kette und die DI2 weigerte sich in den kleinsten Gang zu schalten.
  • Was mit einer DI2 alles möglich ist sollte man sich selbst anlernen.
  • Setpreis aushandeln: Wird mit dem Bike im Set gekauft gibt es einen Set-Rabatt (Bikefitting, Licht...), danach ist man wieder Kunde mit 0% Nachlass.



Fazit

Es gab in den wenigen Monaten schon ein paar Problemchen mit dem Goldstück. Nichtsdestotrotz überwiegt bei mir die Freude über das Bike. Es hängt nicht nur im Arbeitszimmer an der Wand, sondern ich habe in der kurzen Zeit bereits die hälfte meiner Jahreskilometer von 2019 abgespult und auch wirklich immer ein breites Lächeln wenn ich damit unterwegs bin.


(Wenn sich jemand fragt wie teuer die feschen Flaschenhalter waren.)