Segeln "lernen" - A Schein am Attersee

Nachdem ich mit meinem FB2 zwar 24m Boote segeln darf aber das nur fürs Meer gilt wird (in Umgekehrter Reihenfolge) nun der so genannte A Schein in Angriff genommen. Für mich ist dieser eine gute Chance meine praktischen Fertigkeiten vor der FB2 Prüfung zu verbessern.

Für unsere Gruppe von 6 Personen haben wir uns online die Segelschule in Steinwand am Attersee ausgesucht. Laut Website bekommt man dort "eine perfekte seglerische Ausbildung" und genau das suchen wir. Leicht zu finden und um € 299,- (zuzüglich 30€ Prüfungsgebühr und 30€ Ausstellungsgebühr) kann man hier den Kurs absolvieren.


Am ersten Tag ging es nach einem Delius Klasing Lehrvideo aus den 80er-Jahren gleich ohne viel Vorspiel aufs Wasser. Unsere Gruppe wurde auf zwei Boote aufgeteilt und in strömenden Regen hatte ich gleich die Chance mein Ölzeug einzuweihen. Danach gabs wieder eine VHS-Kassette als Theorieteil. (Bei keinem von uns ist davon etwas hängen geblieben.) Für den Flashback in die Schulzeit fehlte nur noch das Wägelchen auf dem der Fernseher ins Zimmer gerollt wurde.


Den Lehrraum würde ich mit gemütlicher aber leicht unordentlicher Wohnzimmeratmosphäre beschreiben. Man sitzt gemeinsam mit Thomas dem Trainer rund um einen Küchentisch und wenn es draußen mal kälter ist wird der Kamin angeheizt. Man fühlt sich sofort als Teil der Familie und ab und an schaut sogar die Mama vorbei und fragt ob alle gut drauf sind.
Ab dem zweiten Tag besteht die Theorie zur Freude aller nicht mehr aus VHS-Filmen aber ich habe trotzdem größtes Mitleid/Respekt vor meinen Freunden die nicht das wissen vom FB2 Kurs mitbringen, denn inhaltlich wird geht es nicht sehr verständlich ins Detail.


Als Schulungsboot dienen eine Magic und eine Sunbeam 22. Schade zwar, dass man sich damit kein ebenbürtiges Schulungsrennen liefern kann aber sehr interessant und lehrreich was unterschiedliche Bootstypen angeht. Aushilfslehrer Gerold gibt mit seiner Ruhe einen ausgezeichneten Trainer auf seiner Sunbeam, hier merkt man, dass er früher Lehrer war. Etwas schwieriger ins Segeln zu kommen war es mit Thomas, hier hätten wir uns gewünscht, dass er die Geschichte etwas mehr laufen lässt um selbst Erfahrung sammeln zu können. So kam oft Sekundenbruchteile bevor man selbst das Manöver einleiten wollte bereits die verbale Anleitung.


Sehr angenehm war die Möglichkeit täglich in der Mittagspause und nach dem Kurs eine Abkühlung im See nehmen zu können.
Am letzten Tag haben wir dann noch ein ordentliches Training mit Motorbootbegleitung erhalten um uns auf die praktische Prüfung vorzubereiten.


Natürlich lernen wir um ordentlich segeln zu können. Aber wir lernen auch um die Prüfung zu bestehen. Das die beiden Lernziele nicht immer Deckungsgleich sind zeigt sich bei dieser Prüfung ganz besonders. Wir sind mit Trainer Thomas die Prüfungsfragen durchgegangen um auch alle Fragen richtig zu verstehen und final richtig zu beantworten. Es hat sich dann aber bei der Prüfung gezeigt, dass die Antworten dann teilweise einfach falsch waren.


Mut zur Lücke gilt hierbei nicht nur für die Schüler sondern auch bei Trainer und den Prüfern. Denn auch der Prüfer hat auf Nachfrage nicht gewusst, warum bei zum Beispiel die Frage zur Unfallvermeidung anders beantwortet werden sollte. Er ging sogar so weit zu behaupten, dass es am Wasser überhaupt keine Regeln gilt und alles gelernte nur auf die Regatta zutrifft. Warum die Frage schlussendlich anders zu beantworten war konnte ich nach der Prüfung selbst herausfinden aber es wäre doch schön wenn man Dinge gleich richtig beigebracht bekommen würde.


Zusammengefasst gibt es für diese Ausbildung daher mit 3/10 Pandapunkten noch didaktischen Spielraum nach oben. Jemanden ohne Segelerfahrung würde ich diesen Kurs gar nicht empfehlen.