Zurück zum Happy-Place (Teil 4)

Wir haben beschlossen uns heute den totalen Kontrast zu TelAviv zu geben und nach JLem (Jerusalem) zu fahren.


Nach kurzer Onlinerecherche haben wir uns für die Busverbindung entschieden. Da sich die Busstation ein paar Kilometer weit von uns weg befindet, sind wir per TelOFun Bike angereist. Am Eingang zum Busbahnhof wird man mit einer mehr oder weniger genauen flughafenähnlichen Security Kontrolle inklusive Metalldetektor und Röntgen-Gerät empfangen.
Busse nach JLem fahren alle 20 Minuten
Bus Nummer 405 von Gate 603 is the one
4 Personen kosten 64 ILS (Schekel)
Zahlen ist im Bus möglich (cash only)
Am Schalter im 6. Stock wurde sogar ein eigener Zettel mit der Aufschrift "No information. Bus to Jerusalem Gate 603!" angebracht um die Touristen sofort in die richtige Richtung zu leiten. Es gäbe ein billigeres hin/retour Ticket aber dafür wird eine Wertkarte benötigt.

Laut Internet hat TelAviv den größten Busbahnhof der Welt. Zugleich bereiten einen die Bewertungen auf Google darauf vor, dass es sich hier auch um den schlimmsten Busbahnhof handelt. Was natürlich in diesem teilweise sehr heruntergekommenen Labyrinth an Rolltreppen, Gängen und Stockwerken fehlen darf ist ein makelloser MC Dondalds. Es gibt sage und schreibe sieben Ebenen auf denen Busse ankommen und abfahren. Von außen mutet der Bahnhof nicht derart riesig an.
Man stellt sich am Gate einfach lose für einen Bus an, steigt so lange ein bis alle Sitze im Bus besetzt sind und der Busfahrer die Beladung beendet.


Natürlich passten genau wir vier nicht mehr in den Bus und können so in Poleposition 20 Minuten auf den nächsten warten. Die Busse selbst sind meist Marke Mercedes und mit USB-Buchsen wie Klimaanlage (Achtung kalt!) ausgestattet. Das "Free Wifi" beschränkt sich die meiste Zeit der Fahrt wirklich nur darauf eine WLAN-Verbindung bereitzustellen aber wäre prinzipiell vorhanden.


Trotz unseres Aufbruchs um 08:00 waren wir um 11:15 satte 15 Minuten zu spät am Ziel. Wir haben 5 Minuten länger in die Pedale getreten, 20 Minuten auf den Bus gewartet, 30 Minuten im Stau gestanden, 10 Minuten auf die nächste Tram gewartet und haben diese fluchtartig verlassen um zu Fuß an unser Ziel zu kommen. Unsere Free-Tour um 11:00 in Jerusalem haben wir trotz Zielsprints also nicht mehr erhechtet. Wir lernen heute:
Der Transport in Israel dauert tendenziell länger als geplant. 

Das mit dem fluchtartigen Verlassen der Straßenbahn möchte ich noch etwas genauer erläutern.
Die Anreise mit dem Silberpfeil Jerusalems war der Thrill des Tages (wenn nicht des ganzen Urlaubs).
Vorneweg, prinzipiell leiste ich gerne den Unkostenbeitrag zum öffentlichen Verkehrsnetz. Als Linzer hat man hierzu vermutlich auch von vorne herein ein anderes Verhältnis, jeder etwas abgeranztere Fahrgast mit Tasche kann/ist hier ein Kontrolleur sein.
Nachdem wir die Tram auch gerade versäumt hatten, war in den 10 Minuten bis zur nächsten vermeintlich genug Zeit um Tickets zu lösen. Damit, dass die indische Familie vor uns nicht so recht mit dem Automat zurecht kommt und dann auch noch von gewieften Einheimischen gefragt wurde ein Ticket mit zu kaufen haben wir am Ende der langen Schlange noch nicht gerechnet. Der andere Andi (also nicht ich sondern der männliche Part unserer Reisebegleitung heißt auch Andi) hat sogar versucht am anderen Automaten gegenüber ein Ticket zu besorgen, ist damit aber auch nicht vor der einfahrenden Tram fertig geworden.
Kurzum habe ich als logische Schlussfolgerung die Gruppe motiviert schwarz zu fahren und das Ticket "später" zu kaufen. Wer beziehungsweise wie sollte jemand in diesem überfüllten Transportmittel Tickets kontrollieren. Das nicht die Tram dieses unregelmäßige Piepsen verursacht, ist mir erst klar geworden, als ich "Tickets! Show me your tickets!" hörte. Mit maximalem Adrenalinausstoß habe ich weiters festgestellt, dass die nächste Haltestelle viel weiter von der letzten entfernt ist als bisher auf dieser Fahrt. Bevor der Kontrolleur mit seinem Piepsgerät bei uns war sind wir aber dann doch noch aus der Bim gestürmt und haben uns so aus der Affäre gezogen. Wir lernen heute also auch, dass Schwarzfahren in Jerusalem keine gute Idee ist.


Nach der Aufregung haben wir Jerusalem auf eigene Faust erkundet und da Andi (nicht ich, der andere Andi) sich vorab sehr gut eingelesen hatte, war das Erlebnis bestens. Zuerst sind wir zu Fuß durch unzählige Gassen richtung Klagemauer gewandert. Die Gassen säumen diverseste Dinge, angefangen von Süßem über Gewürze hin zu Kleidung wird hier alles in winzigen Geschäften feil geboten.


Direkt bei der Klagemauer wurden am Fließband Bar Mizwas gefeiert. Begleitet von Kameramännern, Videorigs, Steadycams und Hornbläsern pilgert eine Gruppe nach der anderen zur Security Kontrolle. Es geht laut und lustig zu, was herrlich mit anzusehen war.


Als nächstes haben wir den von Muslimen verehrten Felsendom angesehen. Zuvor ging es natürlich wieder durch eine normale Security Kontrolle und nach dieser bei der "Sittenpolizei" vorbei.


Die postierten zivilen Männer achten darauf, unsittliches Verhalten von Frauen (zB. blanke Haut) zu unterbinden. Die Damen bekommen von den Herren Koftücher um sich zu bedecken und wer Händchen hält wir mit einem nicht besonders freundlichen "no touching" darauf aufmerksam gemacht, dass dieser Ort heilig ist.


An dieser Stelle ein freundliches "Hallo" an die nette Gmundnerin, die wir bei der Security-Kontrolle kennengelernt haben und ein paar Fotos von uns geschossen hat.
Der Felsendom ist wirklich beeindruckend und umwuselt von Menschen. Ich persönlich habe mir aber dichteres Gedränge erwartet. Am Stephansplatz geht es schlimmer zu. Interessant fand ich, dass man zwar verhüllt sein muss um diesen heiligen Ort zu ehren aber davor verhüllt zu jausnen kein Problem darstellt.


Beim Verlassen des Felsendoms ist die gefühlte Dichte der Geschäfte noch größer und so reiht sich Geschäft an Geschäft. Hier fällt auf, dass auch Produkte wie türkischer Honig und Baklava verkauft werden. Den Standlern wurde verboten auf dem Areal des Felsendoms zu verkaufen und so reihen sie sich in den Gassen dicht aneinander.


Danch sind wir dem Geruch von frischem Meinl-Kaffee bis zum Österreicher-Hospiz gefolgt. Dazu gibt es hier mitten in Jerusalem Apfelstrudel serviert. Die Aussicht vom Rooftop (5 ILS pro Person) ist sehr empfehlenswert.



In Jlem ist wirklich alles holy. Es gibt keine Ecke an der nicht zumindest Jesus persönlich einen Stopp eingelegt hätte.


Die Rückfahrt-Tram war knacke-voll und wegen der deshalb nicht schließenden Türen auch richtig langsam. Dieses Mal werden wir trotz oder gerade wegen vorhandenem Ticket nicht kontrolliert. Die Kontrolleurinnen sind zwar mit uns eingestiegen, haben aber Mangels Bewegungsfreiheit sofort wieder aufgegeben.


Im Busterminal wirds dann richtig fetzig. Vor unserem Gate stapeln sich die Leute regelrecht. Auf unserer TLV-Tour wurde uns erklärt, dass die Menschen früher (prä-Uhr-Zeit) die Zeit in Zigaretten gemessen haben... wir haben angefangen die Zeit in Bussen zu messen. Die Menschentraube in der wir uns befinden bewegt sich nur sehr langsam und die vollen Busse sogar noch langsamer. Irgenwie hupen sie sich gegenseitig so lange an bis sie irgenwie weg kommen.
Demnach haben wir 4 Busse lang gewartet bis wir in einen einsteigen konnten. Damit sind wir danach ein bisschen mehr als 2 Busse lang im Stau gestanden, der so schlimm war, dass der Bus nicht mal das Gate verlassen konnte. Unser Bus war aus unerfindlichem Grund kostenlos, der Fahrer hat als wir bezahlen wollten nur wild gestikuliert...


Wer die vorigen Teile noch nachlesen möchte kann das hier tun.